11.4.2025

B. Jacobs

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4

Min

Alternative Antriebe im Güterverkehr: Zwischen Zukunftsvision und Logistikrealität

Der Güterverkehr steht vor einem bedeutenden Wandel. Angesichts steigender Umweltauflagen und des Ziels, CO₂-Emissionen zu reduzieren, rücken alternative Antriebstechnologien wie Elektro-Lkw, Wasserstofffahrzeuge und synthetische Kraftstoffe immer stärker in den Fokus. Doch wie weit sind diese Technologien entwickelt, welche Herausforderungen bestehen bei ihrer Implementierung, und wie können Logistikunternehmen sich zukunftssicher aufstellen?​

Elektrische Lkw: Auf dem Weg zur Alltagstauglichkeit

Batterieelektrische Lkw (E-Lkw) gelten als vielversprechende Lösung für einen emissionsfreien Gütertransport. Große Hersteller wie Volvo, Daimler und Scania haben bereits Modelle auf den Markt gebracht, die insbesondere für den regionalen Verteilerverkehr geeignet sind.​

Vorteile:

  • Emissionsfreiheit: Im Betrieb verursachen E-Lkw keine lokalen CO₂-Emissionen.​
  • Geringere Betriebskosten: Elektrischer Strom ist oft günstiger als Diesel, und E-Lkw haben weniger bewegliche Teile, was den Wartungsaufwand reduziert.​

Herausforderungen:

  • Begrenzte Reichweite: Aktuelle Modelle erreichen Reichweiten von bis zu 300 Kilometern, was für den Fernverkehr noch nicht ausreichend ist.​
  • Ladeinfrastruktur: Ein flächendeckendes Netz von Schnellladestationen entlang der Hauptverkehrsrouten fehlt bislang.​

Wasserstoffbetriebene Lkw: Potenzial für den Fernverkehr

Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) bieten eine höhere Reichweite und könnten somit eine Lösung für den Langstreckengüterverkehr darstellen. Unternehmen wie Iveco und Hyundai investieren in diese Technologie und haben bereits erste Modelle vorgestellt.​

Vorteile:

  • Hohe Reichweite: Wasserstoff-Lkw können Distanzen von bis zu 800 Kilometern zurücklegen.​
  • Schnelle Betankung: Das Auftanken dauert vergleichbar lange wie bei Diesel-Lkw.​

Herausforderungen:

  • Infrastruktur: Es gibt bislang nur wenige Wasserstofftankstellen, insbesondere für den Schwerlastverkehr.​
  • Hohe Kosten: Die Anschaffungskosten für Wasserstoff-Lkw sind derzeit noch höher als für konventionelle Fahrzeuge.​
Dieselaggregate können mit eFuels betrieben werden.

Synthetische Kraftstoffe: Brückentechnologie für den Bestand

Synthetische Kraftstoffe, auch eFuels genannt, werden aus erneuerbaren Energien hergestellt und können in bestehenden Dieselaggregaten verwendet werden. Sie bieten eine Möglichkeit, den CO₂-Ausstoß des aktuellen Fahrzeugbestands zu reduzieren.​

Vorteile:

  • Kompatibilität: Bestehende Fahrzeuge und Infrastruktur können weiter genutzt werden.​
  • CO₂-Neutralität: Bei der Verbrennung wird nur so viel CO₂ freigesetzt, wie zuvor bei der Herstellung gebunden wurde.​

Herausforderungen:

  • Hoher Energieaufwand: Die Produktion von eFuels ist energieintensiv und derzeit noch teuer.​
  • Effizienz: Der Gesamtwirkungsgrad ist niedriger als bei direkt elektrisch betriebenen Fahrzeugen.​

Laut eFuels Forum könnten synthetische Kraftstoffe insbesondere in Bereichen wie dem Flugverkehr, der Schifffahrt und dem Lkw-Verkehr eine pragmatische Lösung darstellen, da hier Elektromobilität an ihre Grenzen stößt.

Infrastruktur und wirtschaftliche Aspekte

Die Implementierung alternativer Antriebe erfordert erhebliche Investitionen in die Infrastruktur. Ein Beispiel hierfür ist die geplante Gemeinschaftsfirma von Daimler Trucks, Traton und Volvo Trucks, die 500 Millionen Euro investieren will, um bis 2027 etwa 1.700 Hochleistungs-Ladepunkte für elektrische Fernverkehrs-Lkw und Reisebusse zu installieren.

Zudem sind staatliche Förderungen und Anreize entscheidend, um die höheren Anschaffungskosten alternativer Antriebe auszugleichen und deren Marktdurchdringung zu beschleunigen.

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Die Transformation hin zu alternativen Antrieben im Güterverkehr ist in vollem Gange. Unternehmen, die frühzeitig in neue Technologien investieren und ihre Flotten entsprechend anpassen, können nicht nur Umweltauflagen erfüllen, sondern auch langfristig Kosten sparen und ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern.

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